Ein Beitrag von Dr. Tobias Wallmann
In den letzten Jahren vollzog sich ein grundlegender Wandel in der chirurgischen Therapie des diabetischen Fußes. Wurde in früheren Jahren immer wieder vor dem chirurgischen Eingriff am diabetischen Fuß gewarnt, erfahren wir heute in zunehmenden Maße die Möglichkeiten der vorbeugenden chirurgischen Therapie am diabetischen Fuß. Ausgelöst wurde dieser Wandel besonders durch Erfahrungen in den Techniken der Knochendurchtrennung (Korrekturosteotomie) am Mittel- und Vorfuß vor allem aus knochenchirurgischer Sicht. Die durch Nervenerkrankung (Neuropathie), Gewebsschwund (Atrophie) und Minderdurchblutung geschwächte Statik des Fußgerüstes kann durch Stellungskorrektur z.B. der Mittelfußknochen, durch Gelenkversteifungen (Arthrodesen) im Vor,- Mittel- und Rückfuß relativ gut aufgefangen und der krankmachende Druck besonders der Mittelfußknochenköpfchen kompensiert werden.
Wie inzwischen allgemein bekannt ist, muss davon ausgegagen werden, dass sich die Zahl der Diabetiker in den kommenden Jahrzehnten drastisch erhöhen wird. Gleichzeitig wird die Lebenserwartung der Menschen weiter ansteigen. So muss im Jahr 2030 von 1,4 Millionen Deutschen im Alter von über 90 Jahren gerechnet werden. Damit wird auch die Zahl der Komplikationen von chronischen Krankheitsbildern wie beim Diabetes mellitus weiter zunehmen. Dieser Problematik müssen wir uns stellen und präventive threrapeutische Strategien entwickeln.
Im Bereich des diabetischen Fußes sollten wir vermehrt und frühzeitiger unser Augenmerk auf Korrekturmöglichkeiten an Knochen und Sehnen lenken, wenn Veränderungen am Fuß wie Hornschwielen oder Druckstellen, Hammerzehen oder Ballengroßzehe (Hallux valgus) ein Fußsohlengeschwür (Malum perforans) ankündigen. Das auch heute leider noch häufig anzutreffende Vorurteil vieler Hausärzte, einen Diabetiker mit Fußproblemen lieber später oder gar nicht zum Fußchirurgen zu schicken, sollte endgültig der Vergangenheit angehören. Fußchirurgen haben inzwischen vielfach gezeigt, dass frühzeitige Korrekturen am Fuß oft das Schlimmste verhindern können. Amputationen beim Diabetiker sollen dadurch immer mehr vermieden werden können.
Der Praxisverbund “Diabetischer Fuß – Leipzig”, dem mit Herrn Mütze und Herrn Dr. Wallmann auch zwei niedergelassene Fußchirurgen angehören, hat sich eine wesentliche Verbesserung und Entbürokratisierung der therapeutischen und diagnostischen Abläufe für diese Patienten zum Ziel gesetzt. Unsere Kölner Kollegen konnten unlängst im Ärzteblatt zeigen, zu welchen Erfolgen eine gute Zusammenarbeit führen kann.
Die Operationen können vielfach ambulant durchgeführt werden. Bei komplizierten Verläufen oder schwer mobilisierbaren, schwer erkrankten Patienten, können unsere Fußchirurgen diese Operationen aber auch stationär realisieren.
Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist dabei zum einen die Kenntnis und Fähigkeit der chirurgischen Technik durch den behandelnden Knochenchirurgen sowie die Erfahrung des behandelnden Arztes in der Indikationsstellung zur Operation (nicht jeder Fuß kann, darf und sollte operiert werden!). An zwei Beispielen soll erläutert werden, mit welch relativ einfachen Operationen die Komplikationen des entgleisten diabetischen Fußes eingeschränkt oder gar verhindert werden kann.