Beim 4. Treffen der Expertengruppe “Diabetisches Fußsyndrom” (DFS) des Medical Data Institute (MDI), diesmal in Köln, haben sich Experten aus dem ganzen Bundesgebiet auf die für das geplante DFS-Register entscheidenden Erfassungsparameter geeinigt. Ressortleiter Dr. Alexander Risse aus Dortmund zeigt sich zufrieden mit den Fortschritten: “Ziel dieser Sitzung war die Komplettierung der sogenannten Itemsliste, welche die Dokumentationsparameter enthält. Diese werde im nächsten Schritt noch mit ausgewählten Fachgremien abgestimmt.” Der Erfassungsbogen soll möglichst die relevanten Parameter aus der Sicht der verschiedenen beteiligten Fachdisziplinen berücksichtigen, gleichzeitig aber noch in der täglichen Routine
praktikabel sein. “Experten aus den Fachbereichen Diabetologie, Gefäßchirurgie, Angiologie und Dermatologie haben hierzu in konstruktiven Diskussionen einen interdisziplinären Konsens gefunden”, freut sich auch Prof. Joachim Dissemond aus Essen, ebenfalls MDI-Ressortleiter.
Das Register soll Aufschluss über die Versorgungssituation von Patienten mit chronischen Wunden bei Diabetes mellitus geben. Daten hierzu fehlen in Deutschland. Auch 20 Jahre nach St. Vincente ist nicht klar, wie viele Menschen eigentlich betroffen sind und ob sich ihre Lage verbessert hat. Parallel, so Risse, sei seit dem letzten Treffen in Berlin die Entwicklung der zur Sammlung solcher Daten notwendigen Technologie vorangetrieben worden. Partner hierfür sind die CID GmbH in Köln und die Jalomed GmbH in München. “Wir wollen den Behandlern die Dokumentation so leicht wie möglich machen und setzen daher auf Technologiepartner mit einer langen Erfahrung auf diesem Gebiet”.
Auch Vertreter von Krankenkassen nehmen an den Sitzungen teil. “Das Krankheitsbild DFS wird bei den Krankenkassen nicht optimal abgebildet, und oft erst durch Komplikationen sichtbar “, bemerkt Dr. Stephan Morbach aus Soest. “Wir haben aber bereits mit zahlreichen Krankenkassen über unsere neue Itemsliste gesprochen”, ergänzt Dr. Dirk Hochlenert aus Köln. “Daten können auch den Beweis liefern, dass eine bessere Versorgung im Endeffekt günstiger ist”, ergänzt Dr. Michael Jecht aus Berlin. Die Verbesserung der Versorgung, beispielsweise über Netzwerke, ist das Hauptanliegen der Gruppe, da hierdurch die Zahl der Amputationen als Folge des DFS reduziert werden kann. Während der Tagung wurde daher ebenfalls die Gründung einer neuen Expertengruppe zum Thema Wundversorgung bekannt gegeben. “Die bisher größte Expertengruppe, in
der neben Ärzten auch Gesundheitsökonomen, Juristen, Hygienespezialisten, Ingenieure und Pflegekräfte ihr Wissen und Ihre Erfahrung bündeln”, sagen die Experten vom MDI aus Starnberg, “wir wollen damit der Komplexität des Themas Wundversorgung gerecht werden, denn die Versorgung chronischer Wunden erfordert ein
abgestimmtes Vorgehen unterschiedlicher Fachleute.” Ein unmittelbares Handlungsfeld sei die Auseinandersetzung mit der unlängst erschienenen Leitlinie zur Wundversorgung. “Dies ist unumgänglich”, erklärt Prof. Knut Kröger aus Krefeld. Ein weiterer Fokus sei die Bewertung neuer Therapiemethoden: “Da hat sich in den letzten Jahren einfach nicht genug getan.” so Kröger weiter.
Die wenigen neuen Methoden seien fast ausschließlich für hochspezialisierte Behandlungszentren geeignet, als Beispiel hierfür nennt Prof. Joachim Dissemond Plasma- Strahler und Stammzellentherapie. “Dabei finden Sie nur etwa 5% der Patienten mit chronischen Wunden in solchen Zentren, die übrigen 95% sind aber im
niedergelassenen Bereich”. Hier gäbe es zu wenige Neuentwicklungen, meist würden nur altbewährte Materialien neu kombiniert und als Innovation angepriesen. Löbliche Ausnahme, so die Experten sei allerdings ein neuer Ansatz, die wundheilungshemmende Hypoxie chronischer Wunden mittels Hämoglobin zu überwinden. Auch die
Qualität der Wundversorgung soll mit in das DFS-Register einfließen.
Quelle: Pressestelle Medical Data Institute